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Film- oder Videoproduktion
Die Film- und Videoproduktion stellt einen sehr umfangreichen Arbeitsprozess dar. Es gibt sie überall auf der Welt in wirtschaftlichem, sozialem, politischem und künstlerischem Zusammenhang. Bei der Umsetzung wird eine Vielzahl an Techniken angewendet und es ist eine große Anzahl an Menschen beteiligt. Die Herstellungsdauer kann von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahren variieren.
Film vs. Video
Ursprünglich verstand man unter dem Begriff »Film« (von engl. »film« zu dt. »Häutchen«) dünne Schichten unterschiedlichster Materialien. Mit der Erfindung der Fotografie und dem Übergang von der Fotoplatte zu einem flexiblen Trägermaterial wurde der Ausdruck Film auch für dieses elastische Fotomaterial verwendet. Nach und nach wurde der Begriff auf die Szenen übertragen, bis schließlich die ganze Kunstform als Film bezeichnet wurde.
Das ursprüngliche Wort für »das Filmen« ist dagegen Kinematographie (von gr. »kinema« zu dt. »Bewegung« und von gr. »graphie« zu dt. »aufzeichnen«). Aus diesem Wort entwickelt sich als Verkürzung der Ausdruck »Kino« bzw. zu dt. »Lichtspieltheater«.
Der Ausdruck »Filmen« wird allgemein für das Aufzeichnen jeglicher bewegten Bilddokumente verwendet, auch wenn als Aufzeichnungs- oder Wiedergabemedium gar kein Filmmaterial zum Einsatz kommt. Bei Spielfilmproduktionen ohne Filmmaterial kommt die digitale Kinokamera zum Einsatz, für Fernsehproduktionen die Videokamera, und im semiprofessionellen und privaten Bereich wird oft mit einer Digitalkamera oder einem Smartphone »gefilmt«.
Die Videotechnik oder kurz Video genannt (von lat. »video« zu dt. »ich sehe«), umfasst die elektronischen Verfahren zur Aufnahme, Übertragung, Bearbeitung und Wiedergabe von bewegten Bildern und des Begleittons. Dafür benötigte man früher Geräte wie eine Videokamera, einen Videorekorder, eigene Schnitt- und Bearbeitungsgeräte sowie diverse Bildschirme. Heutzutage erfolgt der komplette Arbeitsprozess jedoch rein digital.
Videoclips wiederum sind bis zu einige Minuten lange Videos. Der englische Wortbestandteil »clip« (zu dt. »Ausschnitt«) kann einen Filmausschnitt oder eine Videosequenz, oft auch einen längeren Film bezeichnen. Lange Zeit waren Musikvideos die gängigste Form von Videoclips, heute sind Clips jedoch in der Regel filmisch eigenständige Werke.
Die große Beliebtheit von Videoclips und deren massenhafte Verbreitung über Videoportale (z.B. YouTube®) oder Social-Media-Kanäle (z.B. Instagram® oder TikTok®) führte zu einer neuen Art von Videoclip-Kultur, die bereits weit über eine nicht-kommerzielle Nutzung hinausgeht. Kaum ein bekanntes Unternehmen verzichtet heute auf Imagevideos, kurze Produktvorstellungen oder Präsentations- und Schulungsvideos auf diesen Plattformen.
Konzeption und Ablauf
In der Film- und Videoproduktion wird zwischen kreativ-künstlerischer und organisatorisch-wirtschaftlicher Tätigkeit unterschieden. Dabei zählen zum künstlerischen Bereich beispielsweise die Bild- und Tonaufnahmen, das Szenenbild, Kostüm und Maske, der Bild- und Tonschnitt sowie die Nachbearbeitung und die visuellen Effekte (VFX). Die künstlerische Leitung und Gesamtverantwortung tragen meist die Regisseurinnen oder Regisseure.
Zu den organisatorisch-wirtschaftlichen Tätigkeiten zählen beispielsweise die Herstellungs-, Produktions- und Aufnahmeleitung sowie die Filmgeschäftsführung. Die wirtschaftliche Verantwortung liegt bei den Produzentinnen und Produzenten.
Die Konzeption eines Kino-, Fernseh-, Werbe- oder Imagefilms ist ein umfangreicher Produktionsprozess mit vielen Beteiligten, der sich durchaus auch über einen längeren Zeitraum erstrecken kann. Es beginnt bei der Ideenfindung und führt über die unterschiedlichsten Produktionsschritte hin bis zur Verwertung des fertigen Films oder Videos für die unterschiedlichen Präsentationsumgebungen.
Die Gesamtproduktion bzw. der Herstellungsvorgang gliedert sich dabei in folgende Phasen:
- Projekt- oder Stoffentwicklung – hier wird die Idee für den Film entwickelt; ein Exposé, ein Treatment und das Drehbuch werden geschrieben; Rechte und Lizenzen werden gekauft; die Filmkalkulation durchgeführt und die Filmfinanzierung gesichert.
- Vorproduktion – hier werden die Vorbereitungen für die Dreharbeiten getroffen: das Drehbuch bekommt seine finale Fassung (Shooting Draft) und ein Storyboard wird erstellt; Schauspieler und Filmstab werden engagiert; Drehorte ausgewählt und Filmsets aufgebaut.
- Produktion – hier finden die eigentlichen Dreharbeiten (Bild- und Tonaufnahmen) statt; Grafiken und Animationen werden erstellt und alle Vorarbeiten für den Bild- und Tonschnitt geleistet.
- Nachproduktion – hier wird das gesamte Bild- und Tonmaterial zu dem fertigen Film zusammengestellt (»geschnitten«), visuelle Effekte hinzugefügt und die komplette Nachbearbeitung durchgeführt; der fertige Film wird in die jeweiligen Zielformate ausgegeben.
- Filmverwertung – hier erfolgt die Erstellung des gesamten Marketingmaterials; eine Audioauskoppelung der Filmmusik; die Aufführung in Kinos oder Ausstrahlung im TV; die Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray Disc oder den diversen Streaming-Plattformen.
Projekt- oder Stoffentwicklung
Die Projekt- oder Stoffentwicklung umfasst den breiten Zeitraum von der Recherche an einer Geschichte bis zur Erstellung eines produktionsreifen Drehbuchs. Dabei wird zwischen der Entwicklung nach einer Vorlage (z.B. Roman, Comic etc.) oder einer Originalidee (z.B. erfundene Geschichte) unterschieden. Beides führt zu einem ersten Exposé, das die Filmhandlung mit Figuren und zeitlicher Einordnung kurz und stimmig erklärt. Im weiteren Verlauf wird in Abstimmung mit den Produzentinnen oder Produzenten und den Regisseurinnen oder Regisseuren ein Treatment (Handlungstext ohne Dialog) ausgearbeitet.
Während des Auftragsbriefings stehen auch die Filmkalkulation, die Filmfinanzierung und die Besetzung der wichtigen kreativen Positionen im Filmstab (Regie, Kamera, Schnitt) im Mittelpunkt. Parallel zur kreativen Entwicklung laufen die Bemühungen um eine organisatorisch-wirtschaftliche Filmfinanzierung. Die Finanzierung der Projektentwicklung selbst wird in der Regel aus Eigenmitteln, Filmförderungen, Mitteln von Fernsehsendern oder durch Rückstellungen der Drehbuchautorinnen oder Drehbuchautoren bezahlt.
Im professionellen Bereich erfordert bereits diese Phase einigen Aufwand rund um die Koordination vieler Beteiligter, vertraglicher Vorbereitungen und finanzieller Vorleistungen. Um die Projekt- und Stoffentwicklung abschließen und in die Umsetzung des Film- oder Videoprojektes einsteigen zu können, muss insbesondere bei größeren Produktionen eine sogenannte Greenlight-Freigabe1) des Projekts mit einer verbindlichen Zusage der Finanzierung vorliegen.
Vorproduktion
In der Phase der Vorproduktion werden sämtliche technischen und organisatorischen Vorbereitungen für die eigentlichen Dreharbeiten durchgeführt. Dazu gehören unter anderem die Ausarbeitung einer drehreifen Fassung des Drehbuchs (Shootin Draft – Handlungstext mit Dialogen und ggf. Regieanweisungen und Kameraeinstellungen) sowie die Erstellung eines Storyboards.
In die Vorproduktion fällt auch die Organisation zum Bau der Szenenbilder, dem Nähen der Kostüme, die Auswahl der Drehorte, die Einholung der entsprechenden Genehmigungen durch sogenannte Locationscouts, das Casting der Schauspieler·innen, das Besorgen der Requisiten, das Zusammenstellen des Filmstabs, die Ausarbeitung von Verträgen oder das Mieten von Ausrüstung sowie die Erstellung eines genauen Drehplans. In der Praxis kann es allerdings vorkommen, dass eine Reihe dieser Arbeiten noch nicht abgeschlossen sind, bevor schon die eigentlichen Dreharbeiten beginnen.
In dem Prozess der Vorproduktion sind zumeist die Hauptbeteiligten einer Filmproduktion in-volviert – unter anderem Regisseurinnen oder Regisseure und Produzentinnen oder Produzenten des Films. Die Produktionsmanager·innen oder Produktionsleiter·innen leiten in der Regel die gesamte Organisation der Vorproduktion. Bei Großprojekten werden oft aus finanziellen und organisatorischen Gründen eigene Filmproduktionsfirmen gegründet.
Produktion
Mit Beginn der Dreharbeiten ist die Vorbereitungsphase abgeschlossen. Das heißt, das Drehbuch liegt in seiner Endfassung (Shooting Draft) vor, die Besetzung der Figuren steht fest, die Set-Aufbauten sind weitestgehend abgeschlossen und die Motive für die Außenaufnahmen festgelegt. Die Dreharbeiten werden nun entweder im Studio, im Umfeld von »echten« Motiven oder an Originalschauplätzen durchgeführt.
Die Wahl des Drehorts hat dabei sowohl künstlerische als auch ökonomische Gründe. Das Drehen im Studio bietet dabei die größte Planungssicherheit. Außenaufnahmen sind immer mit einem größeren finanziellen Aufwand verbunden, sei es durch den Bau der Filmkulissen oder weil Menschen und Material an den Drehort gebracht werden müssen. Aus künstlerischen Gründen wird oft an Originalschauplätzen gedreht, um authentisch zu bleiben.
Die Reihenfolge der aufzunehmenden Szenen erfolgt nicht unbedingt chronologisch, sondern richtet sich nach organisatorisch-logistischen Aspekten, wie beispielsweise nach dem Terminplan der Darsteller·innen, nach dem Motiv, sowie bei Außenaufnahmen nach Jahreszeit, Wetter und Lichtsituation. In der Regel werden alle Szenen eines Motivs am Stück gedreht.
Die Dauer der Dreharbeiten richtet sich nicht allein nach der Länge des Films, sondern auch nach Anzahl, Art und Lage der Drehorte. Die Drehzeit für einen 90-minütigen Film liegt in etwa bei 12 bis 100 Tagen. Wegen möglicher Drehpausen und des schwer kalkulierbaren Nachdrehens wird die Anzahl der Drehtage in der Regel höher angesetzt als eigentlich notwendig.
Die Produktionsphase ist erfahrungsgemäß die kostenintensivste, weil hier die Gagen der Schauspieler·innen, die Kosten für die Filmcrew und alle externen Mitarbeiter·innen sowie die Motivkosten anfallen.
Parallel zu den Dreharbeiten beschaffen die jeweiligen Mitarbeiter·innen – falls notwendig – externes Film- oder Tonmaterial, produzieren Geräusche und erstellen Grafiken und Animationen. Nach Beendigung der Drehtage und Vorliegen der ersten Originalaufnahmen werden diese digitalisiert, gesichtet und in das NLE-Softwareprogramm importiert.
Da die Regisseurinnen oder Regisseure nun bereits einen Eindruck von den fertig abgedrehten Aufnahmen haben, können sie – beispielsweise an den drehfreien Tagen – schon an den Aufzeichnungen für den Schnittplan arbeiten.
Nachproduktion
Zur Nachproduktion zählt in erster Linie der Bild- und Tonschnitt nach einem zuvor definierten Schnittplan. Dieser ist vor allem dann notwendig, wenn möglicherweise ein oder sogar mehrere Post-Production-Studios an dem Filmschnitt arbeiten. In weiterer Folge kommt es zur digitalen Nachbearbeitung der Bilder, wie beispielsweise zu Farbkorrekturen oder dem Einsatz visueller Effekte (VFX), zum Unterlegen der Bilder mit Filmmusik und zur Tonnachbearbeitung sowie zur Erstellung der Titelsequenzen.
Je nachdem auf welchem Material gedreht wurde bzw. wie das Verhältnis zwischen Realaufnahmen und computergenerierten Szenen ist, unterscheiden sich die Arbeitsabläufe in der Nachproduktion zum Teil erheblich. Obwohl Kinofilme weltweit nach wie vor auch noch auf 35-mm-Filmmaterial gedreht werden, sind die Arbeitsschritte in der Nachproduktion dagegen inzwischen weitgehend digital.
Bei analogem Filmmaterial beginnt die Nachproduktion mit der Entwicklung des belichteten Filmmaterials. Anschließend wird der entwickelte Film auf einem Filmscanner digitalisiert und die Daten werden zusammen mit dem bereits digital aufgenommenen Originalton in den Computer geladen und dann im NLE-Softwareprogramm weiterverarbeitet. Zur Vorführung in einem modernen Kino wird der fertige Film allerdings nicht mehr auf analoges Filmmaterial »zurückbelichtet«, sondern auf einer Wechselfestplatte im DCP-Format (siehe auch Filmschnitt) gespeichert. Wird mit digitalen Kameras gedreht, entfallen die Arbeitsschritte Filmentwicklung und Scannen.
Ein wichtiger Bestandteil der Nachbearbeitung ist das Erzeugen eines bestimmten »Farblooks« für den gesamten Film. Farben beeinflussen die Emotionen! Je nach »Look« kann der Film oder das Video eine komplett andere Stimmung bei den Betrachter·innen vermitteln. Die Wahl für den passenden Farblook (eng. »colour grading«) wird dabei in der Regel vom Filmthema bestimmt.
Den Abschluss der Nachproduktion bildet das sogenannte »Authoring«. Dabei erfolgt das Rendering bzw. die Ausgabe des fertig geschnittenen und bearbeiteten Films in die verschiedenen Zielformate, wie beispielsweise für Kino und TV oder DVD bzw. Blue-ray Disc. Auch die Produktion eines Trailers für die Vermarktung des Films zählt zu diesen Aufgaben.
Ein Image- oder Produktvideo kann zusätzlich noch für die Ausgabe auf Videoportalen (z.B. YouTube®) oder Social-Media-Kanälen (z.B. Instagram®) und als Videostream für die Platzierung auf einer Website vorbereitet werden.
Verwertung
Letztendlich erfolgt das Marketing bzw. die Verwertung des Films. Neben einer entsprechenden Marketing-Kampagne für den Film (z.B. Fernseh-, Online-, Print- und Radiowerbung, Filmplakate in Kinos, Trailer, Filmwebsite, Audioauskoppelung etc.) beginnen die marketingrelevanten Überlegungen bereits beim Auftragsbriefing.
Dazu gehören etwa Überlegungen, zu welchem Zeitpunkt der Kino- oder Fernsehfilm ausgestrahlt oder etwa auf DVD bzw. Blu-ray Disc veröffentlicht werden soll. So werden für einen Kinostart vor allem konkurrierende überregionale Großereignisse wie beispielsweise Fußball-Weltmeisterschaften vermieden. Als umsatzstark gelten hingegen Ferientermine, vor allem um Weihnachten und Ostern.
Mittlerweile geben Streaming-Plattformen (z.B. Netflix®) Eigenproduktionen in Auftrag, die exklusiv nur von zahlenden Abonnenten zu sehen sind, oder nur während einem kleinen Zeitfenster in den Kinos gezeigt werden.
Nachhaltigkeit
Der Begriff »Grünes Drehen« (eng. »green shooting«) bedeutet, dass während der gesamten Film- oder Videoproduktion der Energie- und Ressourcenverbrauch sowie der ökologische Fußabdruck minimiert werden sollen.
Das kann vor allem in den Bereichen Energie und Transport, Abfall, Verpflegung, Papier, Kleidung und Kosmetik erreicht werden. Aber auch energiesparende Beleuchtungstechnik, Verwendung von Ökostrom, der Einsatz recycelbarer Requisiten für Filmsets, die Verwendung von Naturkosmetik und Bereitstellung lokaler, saisonaler Mahlzeiten und wiederverwendbaren Geschirrs gehören dazu.
Die so weit wie mögliche Benützung öffentlicher Verkehrsmittel, die Vermeidung von Flug- und Fernreisen sowie die Planung von Drehorten mit unnötigem Hin- und Herfahren gehören ebenfalls dazu.
Einer der ersten klimaneutral hergestellten Filme ist I Want to Run aus dem Jahr 2011.
RENDERING: 3D-Computergrafik: Unter »rendering« versteht man die Umrechnung einer dreidimensionalen Objektdarstellung in eine zweidimensionale Bildschirmdarstellung unter Berücksichtigung der Einwirkung von Materialien, Licht, Schattenwurf, Reflexionen und Lichtbrechungen auf die Szene.
Videonachbearbeitung: Mit »rendering« wird die Berechnung einer neuen Videosequenz aus mehreren einzelnen Video- und Effektspuren oder die Ausgabe des gesamten Films bezeichnet.
Bildbearbeitung: »Rendering« bedeutet die finale Anwendung eines Effekts auf eine oder mehrere Bildebenen.
Texte: Eigeninterpretationen des Autors, sowie auszugsweise aus typolexikon.de, Wikipedia und dem Schulbuch »Medien verstehen – gestalten – produzieren«, vereinfacht formuliert und für Berufsschüler·innen aufbereitet.
Grafiken: © Christian Jungmeier