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Einstellung (Film, Fotografie)
Der Begriff Einstellung (eng. »take, shot«) bezeichnet im Film und der Fotografie ein Bild1), das durch die Kameraperspektive bzw. den Blickwinkel definiert wird. Das Abfilmen einer Einstellung bezeichnet man als »Take«, das Fotografieren in einer bestimmten Einstellung eher als »Shot«. Ein Take ist die kleinste Einheit eines Films. Von einer Einstellung werden in der Regel mehrere Takes gemacht. Aus den besten Takes wird später der gesamte Film geschnitten.
Dauer der Einstellung
Die Dauer einer Einstellung ist die Zeitspanne, in der eine Kamera ohne Unterbrechung läuft und aufzeichnet. Eingeleitet wird die Aufnahme durch das Schlagen der Filmklappe. Die Längen der einzelnen Einstellungen haben einen wesentlichen Einfluss auf das Tempo und den Rhythmus eines Films. Eine Faustregel aus dem klassischen Film- oder Videoschnitt besagt, dass eine Einstellung mindestens drei Sekunden dauern sollte, um den Zuschauer·innen genügend Zeit zu geben, um die Bildkomposition und den Bildinhalt wahrnehmen zu können. Direkt aufeinanderfolgende Einstellungen sollten in Perspektive und Einstellungsgrößen nicht zu ähnlich sein. In der heutigen modernen Filmmontage – vor allem unter dem Einfluss von Musikvideos – ist diese Regel allerdings zunehmend in den Hintergrund getreten.
Es gibt aber auch Beispiele aus der Zeit des klassischen Films in der Mitte des 20. Jahrhunderts, wo eine Missachtung dieses Richtwertes bewusst in Kauf genommen wurde. Damals war die Intention der Regisseure durch eine schnelle Schnittfolge gezielt ein Gefühl der Unruhe beim Publikum zu erzeugen. Berühmt geworden ist in diesem Zusammenhang die »Duschszene« in Alfred Hitchcocks2) Thriller Psycho. Dort wird das Publikum innerhalb von 45 Sekunden mit einer Sequenz von insgesamt 70 Schnitten bombardiert, wodurch die verstörende Wirkung der Mordszene massiv verstärkt wird.
Die Regisseurinnen oder Regisseure können auch mehrere »Takes« von einer Einstellung drehen lassen, um entweder Aufnahmefehler zu korrigieren (z.B. Versprecher, Lacher, eine im Bild sichtbare Tonangel etc.) oder um später beim Film- oder Videoschnitt eine größere Auswahl an Bildmaterial für die jeweilige Szene zu haben.
Gestaltungsmittel für eine Einstellung
Nach den Filmaufnahmen erfolgt die Gestaltung der Montage für den anschließenden Schnitt (siehe auch Schnittplan). Die spätere Montage der Szenen muss allerdings schon bei der Aufnahme berücksichtigt werden. Geplant wird dies bereits unter anderem mit den Szenenübergängen im Drehbuch. Eine exaktere Planung kann mit einer »Shotlist« (aus dem Drehplan) oder über ein Storyboard erfolgen.
Innerhalb derselben Einstellung können einzelne Parameter – wie beispielsweise der Fokus – variiert werden. Das »Set Dressing«, also das Arrangement von Kulissen und Requisiten, die Kostüme bzw. Bekleidung der Schauspieler·innen, die Ausleuchtung etc., wird hingegen am Beginn der Aufnahme vorgenommen und darf höchstens zwischen zwei Takes verändert werden.3)
Folgende Parameter können als Gestaltungsmittel für eine Einstellung dienen:
- Einstellungsgröße
- Bildkomposition
- Brennweite
- Standpunkt und Blickwinkel
- Kamerabewegung
- Ausleuchtung
- Dauer der Einstellung
Der Wechsel von einer Einstellung zur nächsten kann entweder durch eine unterbrechungsfreie Kamerabewegung (z.B. einer Fahrt mittels Krans, einem Dolly oder einer Zoomfahrt etc.) oder mit Unterbrechung der Aufnahme (z.B. für einen Set-Umbau) oder im direktem Umschnitt in der späteren Filmmontage stattfinden.
Einstellungsgrößen
In der Film- oder Videoschnitt wird die Darstellung von gefilmten Schauspieler·innen oder Objekten sowie auch der Bildausschnitt einer Fotoaufnahme in Einstellungsgrößen angegeben. Die Einstellgröße definiert die relative Distanz der Betrachter·innen zum Objekt und bestimmt gleichzeitig, was die Betrachter·innen sehen sollen und was nicht.
Im Film wie auch in der Fotografie werden die möglichen Bildausschnitte in sechs klassische Einstellungsgrößen unterteilt, die von den Proportionen des menschlichen Körpers abgeleitet sind. Daneben gibt es noch eine Zwischenform wie die »Amerikanische Einstellung« oder die Extremvariante »Weite oder Panorama«.
Weite oder Panorama
Die Einstellung »Weite« oder »Panorama« zeigt gegenüber der »Totalen« einen noch größeren Raum, bei der Personen – sofern sie sich nicht im unmittelbaren Vordergrund befinden – eine völlig untergeordnete Rolle spielen. Sehr oft wird diese Art auch mit langsamen Kamerafahrten oder Schwenks verbunden und wird vorwiegend bei Landschaftsaufnahmen eingesetzt. Sie zählt nicht unmittelbar zu den sechs klassischen Einstellungsgrößen.
Totale
Wollen Regisseurinnen und Regisseure sicher sein alles im Bild zu haben, dann drehen sie eine »Totale«. Sie erlaubt den Überblick über das gesamte Geschehen und dient auch zur Orientierung der Zuschauer·innen. Die »Totale« wird daher oft als erstes Bild einer Szene verwendet. Daher wird sie auch als Establisher (von eng. »establish« zu dt. »etablieren«) bezeichnet, was sinngemäß als »darlegende Einführung« übersetzt werden kann.
Da diese Einstellung auch eine Vielzahl von Einzelobjekten enthalten kann, benötigen die Betrachter·innen mehr Zeit, um einen genauen Eindruck des Bildausschnitts zu bekommen. Umgekehrt sind in einer totalen Kameraeinstellung meist nur wenige Details zu erkennen, da zwischen der Position der Kamera und einer Person oder eines Objektes eine größere Distanz liegt.
Halbtotale
Bei einer »Halbtotalen« sind die Personen oder Objekte bildfüllend zu sehen. Dabei ist das Blickfeld für die Zuschauer·innen bereits etwas mehr eingeschränkt und es lässt sich nicht mehr so viel von der Umgebung erkennen. Die Zuschauer·innen werden zum Beobachter – der Blick wird gelenkt und sie erkennen mehr. Die »Halbtotale« kommt dann als Einstellungsgröße zum Einsatz, wenn körperliche Aktionen im Film deutlich werden sollen. Auch für Comedy und Slapstick wird die Halbtotale gerne eingesetzt. In der Filmbranche spricht man auch von einer Complete View
Amerikanische
Die »Amerikanische Einstellung« – vor allem aus den amerikanischen Westernfilmen bekannt – wurde erfunden, um die Cowboys vom Scheitel bis zum Oberschenkel, wo sich Hände und Colt beim Duell befinden, zu zeigen. Das dramaturgische Augenmerk liegt dabei auf der Darstellung des Revolvers als Machtmittel. Sie zählt – ebenso wie die »Weite« – nicht zu den sechs klassischen Einstellungsgrößen.
Halbnah
Bei der Einstellungsgröße »Halbnah« handelt es sich um einen Teilausschnitt einer Person oder eines Objekts. Der Bildausschnitt reicht bei einer Person vom Kopf bis zur Körpermitte (Bauchnabel oder Hüfte), wobei die unmittelbare Umgebung noch ansatzweise zu erkennen ist. Diese Einstellung entspricht beispielsweise dem menschlichen Blickwinkel auf eine andere Person in einem Gespräch und wird daher häufig für Dialogszenen und bei Innenaufnahmen eingesetzt.
Nah
Die »Naheinstellung« zeigt von Personen etwa ein Drittel ihrer Körpergröße, nämlich vom Kopf bis zum oberen Brustbereich. Sie ist auch als die klassische Büstengröße eines Bildhauers bekannt und wird in der Fotografie auch gerne als Portraiteinstellung bezeichnet. Die größere Nähe zum Kopf betont bereits den Gesichtsausdruck und die Augen. Die Zuschauer·innen sehen den handelnden Figuren buchstäblich ins Gesicht. Diese Einstellung besitzt bereits einen hoch emotionalen Charakter in der Bildwirkung.
Der in der Filmbranche übliche englische Name für eine Naheinstellung (»Shoulder Close Up«) leitet sich von der menschlichen Schulter als Bildmittelpunkt in dieser klassischen Einstellungsgröße ab.
Groß
Die »Großaufnahme« zeigt einen kleinen Ausschnitt des Ganzen. Dieser Bildausschnitt zeigt Einzelheiten einer Person oder eines Objektes, die sonst nicht sofort wahrgenommen werden würden. Bei Personen ist dies beispielsweise bildfüllend nur der Kopf, die Schultern lassen sich nur mehr erahnen. Entsprechend deutlich sind hier Mimik und Gesichtsausdruck zu erkennen.
Eine Großaufnahme kann natürlich auch nur Hände oder andere Körperteile zeigen. Die Darstellung des Kopfes kann auch leicht angeschnitten (Haaransatz oder Kinn) sein.
Detail
Die »Detailaufnahme« ist eine extreme Großeinstellung und zeigt beispielsweise nur einzelne Körperteile wie Hand, Auge oder Mund so nah, dass eine offene, enthüllende und damit eine äußerst emotionale Bildwirkung entsteht. Die Zuschauer·innen brauchen nicht zu überlegen, was sie sehen. Sobald sie diesen Bildausschnitt gezeigt bekommen, ist alles klar. Eine Detailaufnahme lässt keine Missverständnisse zu. Diese extreme Nähe kann auf die Zuschauer·innen, abhängig von der Dramaturgie und dem Bildinhalt, angenehm oder abstoßend wirken. Diese Einstellung ist das Maximum des Möglichen, ein Superlativ. Darum sollte sie nicht allzu häufig eingesetzt werden.
Eine besondere Form der Detailaufnahme ist die sogenannte »Italienische«. Ihr Ursprung geht – so wie die »Amerikanische« – ebenfalls auf die Westernfilme zurück.4) Die vom Regisseur Sergio Leone5) erfundene Einstellungsgröße erfasst nur die schmale Augenpartie einer Person und zeigt diese exakt in der Bildmitte. Diese Einstellung entfaltet ihre ganze Wirkung aber nur in einem entsprechenden Breitbildformat.
Texte: Eigeninterpretationen des Autors, sowie auszugsweise aus typolexikon.de, Wikipedia und dem Schulbuch »Medien verstehen – gestalten – produzieren«, vereinfacht formuliert und für Berufsschüler·innen aufbereitet.
Grafiken: © Christian Jungmeier