Medienlexikon

Wissenswertes über die Bereiche Typografie, Grafik- und Webdesign, Drucktechnik und Fotografie

Film- und Videoschnitt

Bei Film- oder Videoproduktionen dreht sich im wahrsten Sinne des Wortes alles um das bewegte Bild. Der entscheidende Vorteil zu einer Fotografie (Einzelbild) liegt darin, dass Geschichten aller Art visuell und auditiv gleichzeitig erzählt werden können. Bis ein Beitrag jedoch auf Sendung gehen kann, ein Film im Fernsehen (TV) ausgestrahlt wird oder ein Blockbuster ins Kino kommt, müssen die unzähligen Einzelbilder erst zu diesen Geschichten verarbeitet – d.h. »geschnitten« werden.

Unter dem Begriff Film- oder Videoschnitt, oft auch synonym als »Schnitt« oder »Montage« bezeichnet, versteht man die Auswahl, die Strukturierung und die abschließende Bearbeitung des aufgenommenen Bild- und Tonmaterials, um einer Geschichte bzw. einem Beitrag oder Film seine endgültige Form zu geben. Das Wort »Schnitt« hat seinen Ursprung im handwerklichen Auftrennen von analog belichtetem Filmmaterial, während mit »Montage« eher die Anordnung und Zusammenführung des ausgewählten Materials gemeint ist. Der heute für diese Tätigkeiten verwendete englische Begriff ist »film editing« (zu dt. »Filmbearbeitung«) und die Berufsbezeichnung dafür lautet inzwischen auch in den deutschsprachigen Ländern »Filmeditor bzw. Filmeditorin« (siehe »Berufsbezeichnung« weiter unten).

Der Film- oder Videoschnitt ist ein wichtiger kreativer Teil des Filmschaffens, der einen bedeutenden Anteil an der Wirkung des fertigen Filmes hat. Nach der Auswahl der geeignetsten Einstellungen geht es beim Schnitt in erster Linie um die Schaffung eines dramaturgisch konzipierten gleichmäßigen Fortgangs der zu erzählenden Geschichte. Die für den Filmschnitt verantwortlichen Filmeditor·innen arbeiten in der Regel nach Vorgabe der Regie oder der Redakteur·innen, sie tragen aber durch ihre handwerklichen und kreativen Fähigkeiten zur endgültigen Erzählform in entscheidender Weise bei.
So hat das Können der Editor·innen großen Einfluss auf Inhalt und Wirkung der Bilder und Töne im Gesamtwerk, da bereits kleine Änderungen im Schnitt die Aussage, den Rhythmus und die Struktur eines Filmes deutlich verändern können.

Analoger Filmschnitt
Analoger Filmschnitt
Beispiel eines Schneidetisches für den analogen Filmschnitt. Bildquelle: Marcel Oosterwijk from Amsterdam, The Netherlands, CC BY-SA 2.0

Bis zur Einführung des digitalen Videoschnitts war der Filmschnitt ein mechanischer Vorgang, der an einem sogenannten Schneidetisch mit analogem Filmmaterial (Zelluloid) als Trägermaterial durchgeführt wurde. Das belichtete Filmmaterial (Kameranegativ) musste dafür zunächst in einem Kopierwerk – ähnlich einer Fotografie – entwickelt werden. An den Schneidetisch wurde dann eine positive »Musterkopie« geliefert, die zum Auswählen der geeigneten Sequenzen diente. Nach dem »Ausmustern« fügten die Schnittmeister·innen in Absprache mit der Regie das verbliebene Material zu einer finalen Bild- und Szenenfolge zusammen. Diesen aus der Musterkopie zusammengesetzten Film mit seinen unzähligen Schnitt- und Klebestellen nannte man »Schnittkopie«.

 

Nach der Feinschnittabnahme durch den Produzenten kam die Schnittkopie zurück ins Kopierwerk. Auf deren Basis wurde dann ein bildgenauer »Nachschnitt« des ursprünglichen Negativmaterials hergestellt. Das final geschnittene Negativ verblieb im Kopierwerk und diente als Vorlage für die Herstellung von weiteren Projektionskopien.
Die Schnittmeister·innen führten auch die Vorbereitung zur Tonmischung durch, indem sie die ebenfalls auf Zelluloiud vorliegenden Tonträger entsprechend zusammenstellten.

Wenn heutzutage noch auf analogem Filmmaterial gedreht wird, wird das belichtete Negativ entwickelt, digitalisiert und der Schnitt sowie die komplette Nachbearbeitung auf einem digitalen Offline-Schnittplatz durchgeführt. Zur Vorführung in einem modernen Kino wird der fertige Film auf einer Wechselfestplatte im DCP-Format1) gespeichert. Dabei wird der Film verschlüsselt und lässt sich nur auf Kinoprojektoren abspielen. Der Schlüssel zum Abspielen kommt jeweils per E-Mail und ist nur für die Zeit der Vorstellungen gültig.

Videoschnitt

Der Videoschnitt entspricht grundsätzlich dem gestalterischen Prozess des Filmschnitts. Beim Videoschnitt werden einzelne Sequenzen aus dem Video-Quellmaterial durch Kopieren auf ein Zielmedium aneinandergereiht. Dabei entsteht ein inhaltlich und dramaturgisch gestaltetes Sendeband oder Video.
Wie der Filmschnitt stellt auch der Videoschnitt eine wichtige Phase in der Videobearbeitung dar. Zu den Techniken des Videoschnitts gehört das Trimmen einzelner Videosegmente, das Neuanordnen von Clips und das Hinzufügen von Übergängen.

Durch die zunehmende Digitalisierung der Arbeitsprozesse am Ende des 20. Jahrhundert wurden – um Filme und Videos zu schneiden – die handwerklichen Tätigkeiten am Filmschneidetisch und teure Maschinen am Videoschnittplatz überflüssig. Im 21. Jahrhundert ist der Film- und Videoschnitt mit einer Vielzahl an Videobearbeitungssoftware an herkömmlichen Computern möglich geworden.

 
Linearer Schnitt
Linearer Videoschnitt
Beispiel eines Maschinenarbeitsplatzes für den linearen Videoschnitt bestehend aus: MAZ-Zuspieler und -Rekorder, Video Editor, digitalem Bildmischer, Waveformmonitor, Vektorskop und Audiomischer. Bildquelle: Von Benutzer:Arnonym

Der lineare Schnitt oder LE-Schnitt (eng. »Linear Editing«) wurde an einem sogenannten Maschinenschnittplatz durchgeführt. Dabei wurden die Videosignale von einer Quelle – beispielsweise einer Magnetaufzeichnung (MAZ)2) – auf ein Zielband kopiert. Dieser Vorgang stellte bereits immer einen ersten Qualitätsverlust (Generationsverlust) des Videomaterials dar.
Die Geräte eines Machinenarbeitsplatzes waren sehr teuer und – neben einigen wenigen Ausnahmen – nur für den professionellen Einsatz verfügbar.

 

Der lineare Schnitt war anfangs nur als Assemble-Schnitt möglich, wobei die einzelnen Sequenzen – aufgefädelt wie bei einer Perlenkette – nacheinander kopiert wurden und sich Bild und Ton nur gemeinsam bearbeiten ließen. Eine Änderung der bereits geschnittenen Sequenz war nur mit einem erneuten Kopiervorgang möglich. Bei einer Längenänderung an einer fertigen Sequenz oder dem Einfügen einer neuen Szene mussten alle nachfolgenden Szenen neu geschnitten werden.

Später konnten mittels Insert-Schnitts auch getrennte Bild- und Tonabschnitte gezielt in eine bestehende Sequenz »hineingeschnitten« werden. Dabei wurde allerdings der ursprünglich bestehende Abschnitt stets überschrieben! Durch diese Nachteile im Vergleich zur Methode des nichtlinearen Schnitts spielt der lineare Schnitt heutzutage keine nennenswerte Rolle mehr.

 
Nichtlinearer Schnitt
Nichtlinearer Videoschnitt
Beispiel eines digitalen Schnittplatzes für den nichtlinearen Schnitt. Bildquelle: Von Klaus Eichler / Max Mittelbach, CC BY-SA 3.0 de

Der nichtlineare Schnitt oder NLE-Schnitt (eng. »Non Linear Editing«) wird auf einem Computer (PC) durchgeführt, der mit einer entsprechenden Videoschnittsoftware und im Idealfall mit passender Hardware (z.B. einer speziellen Grafikkarte und eigenen Festplatten) ausgestattet ist. Die digitalen Aufnahmen werden zuerst auf Festplatten gespeichert; analoge Daten werden entsprechend digitalisiert. Anschließend können dann einzelne Sequenzen – auch Bild und Ton getrennt – auf einer sogenannten »Timeline« zusammengefügt werden. Dabei ist es im Gegensatz zum linearen Schnitt möglich, Videosignale mittels Overwrite-Schnitts über eine eigene Videospur in eine bestehende Sequenz einzufügen, ohne etwas zu überschreiben.
Darüber hinaus wird durch die durchgehende digitale Bearbeitung zudem der Generationsverlust durch das mehrfache Kopieren vermieden.

 

Um den Aufwand an benötigter Hardware und die Bearbeitungszeiten zu verringern, wird zwischen zwei NL-Bearbeitungsarten unterschieden:

  • Online-Editing – das Videomaterial wird in bestmöglicher Qualität digitalisiert und dann im Computer (PC) direkt auf das sendefähige Band (Master) oder direkt in eine Datei mit einem entsprechenden Videoformat geschnitten. Davon können gegebenenfalls neue »Kopien« für die weitere Verwendung angefertigt werden.
  • Offline-Editing – das Videomaterial wird nur mit verminderter Qualität digitalisiert, was besonders bei Spielfilm-Projekten bedeutet, das gesamte Projekt auf einmal bearbeiten zu können. Um daraus ein sendefähiges Band (Master) zu erhalten, werden die Schnittdaten des Projekts in einer Schnittliste (EDL)3) gespeichert, die später im Online-Schnittverfahren automatisch abgearbeitet wird. So wird der Offline-Schnitt auf Basis der unkomprimierten Daten »nachgebaut«.

Das Digitalisieren des Aufnahmematerials bedeutet beispielsweise für die aktuelle Berichterstattung im Fernsehen (TV) einen unerwünschten zeitlichen Mehraufwand. Bei modernen Videokameras findet man daher heute bereits angebaute Festplattenrekorder, mit deren Hilfe man die aufgezeichneten Videosignale – ohne sie vorher digitalisieren zu müssen – direkt am NLE-System verarbeiten kann.

Berufsbild

Durch die technischen und kreativen Anforderungen an den Beruf im Rahmen der Digitalisierung hat sich auch die Berufsbezeichnung gewandelt. Personen, die den Film- oder Videoschnitt durchführen, werden heute auch im deutschsprachigen Raum als »Filmeditor·innen« oder einfach »Editor·innen« bezeichnet. (ältere Bezeichnungen: Cutter·innen oder Schnittmeister·innen).
Sie wählen geeignete Einstellungen aus, ordnen sie dramaturgisch und rhythmisch wirkungsvoll in Sequenzen an, fügen Töne, Musiken, Effekte, Grafiken und Animationen hinzu, und geben dem Film seine endgültige Form. Filmeditor·innen gehören somit zu den Mit-Urheber·innen eines audiovisuellen Werkes.

 

Texte: Eigeninterpretationen des Autors, sowie auszugsweise aus typolexikon.de, Wikipedia und dem Schulbuch »Medien verstehen – gestalten – produzieren«, vereinfacht formuliert und für Berufsschüler·innen aufbereitet.

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Bei den Texten für die Artikel wurde auszugsweise auf Formulierungen und Textpassagen von Wolfgang Beinert (Typolexikon.de), Wikipedia oder dem Schulbuch »Medien verstehen – gestalten – produzieren« zurückgegriffen. Dabei wurde versucht, gemeinsam mit einer eigener Interpretation und Formulierung die Themen zu vereinfachen und auf das Wesentliche für Berufsschüler·innen zu reduzieren. Sollten Texte oder Informationen 1:1 übernommen bzw. zitiert worden sein, so ist das in der Quellenangabe des jeweiligen Artikels gesondert angeführt.

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C. Jungmeier