- Publishing
- Typografie
- Drucktechnik
- Internet
- Marketing
Font
Als Font (in eng. Abk. für »Computer Font« zu dt. »Computerschrift«) bezeichnet man in der Informationstechnologie (IT) die in digitaler Form abgespeicherte »Bild- und Instruktionsinformation« eines Zeichensatzes (z.B. in Form einer Alphabetschrift), die zur Visualisierung von Informationen auf einem Computer sowie dessen Peripheriegeräten dienen.
In der Typografie wird der Ausdruck »Font« als eine digital reproduzierbare Druckschrift – also das digitale Gegenstück zu einer physischen Drucktype – verstanden. Während in der klassischen Drucktechnik die Zeichensätze von grafisch unterschiedlich gestalteten Satzschriften in Form von metallgegossenen Lettern in Setzkästen aufbewahrt wurden, werden sie in der Welt der elektronischen Datenverarbeitung als Fonts in digitalen Datenformaten abgespeichert.
Durch den Font erhalten die Zeichen aus der Zeichensatztabelle eine konkrete Gestalt und Form – die sogenannten »Glyphen«. Die künstlerische Gestaltung erfolgt durch Schriftgestalter·innen bzw. Typograph·innen. Dabei unterstützen spezielle Softwareprogramme – sogenannte Font-Editoren (z.B. Fontographer® und Fontlab® oder FontForge®) – das Erstellen oder Bearbeiten von digitalen Schriften.
Technologie
Zur Darstellung von Zeichen auf Computern und Peripheriegeräten gibt es verschiedene Techniken. Dabei werden zur Visualisierung von Fonts folgende Technologien verwendet:
- Rastertechnologie – dabei wird jeder Bildpunkt einer Glyphe einzeln festgelegt.
- Vektortechnologie – dabei erfolgt die Darstellung der Glyphen durch Angabe von Vektoren für deren Umrisse.
Pixelfonts
Sie werden auch als »Bitmapfonts« oder »Rasterschriften« bezeichnet. Unter Pixelfonts wird eine digital definierte Computerschrift verstanden, wo die Typometrie eines Buchstabens bzw. Zeichens wie in einer Bilddatei als monochrome Rastergrafik mit Pixeln hinterlegt ist. Diese Fonts können nur sehr eingeschränkt vergrößert und verkleinert werden, da bei der Skalierung von Rastergrafiken grundsätzlich Details verlorengehen, was wiederum die ursprüngliche Letternarchitektur eines Zeichens zerstört.
In der Typografie spielen reine Bitmapfonts heute technisch gesehen keine nennenswerte Rolle mehr und werden de facto nicht mehr verwendet. Die Bezeichnung Pixelfonts wird in erster Linie nur noch für Zierschriften in OpenType-Formaten verwendet, die das Erscheinungsbild von echten Pixelfonts – also »alten« Computerschriften – simulieren.
Vektorfonts
Im Desktop Publishing (z.B. mit InDesign von Adobe®), im Screen Design (z.B. mit Photoshop von Adobe®), sowie in der digitalen Bürokommunikation (z.B. mit Word oder Excel von Microsoft®), werden heute ausschließlich nur noch Vektorfonts mit Bézierkurven als Outlines verwendet.1) Den Standard in der Vektorfont-Technologie verkörpern gegenwärtig OpenType Fonts.
Zeichenvorrat
Der Zeichenvorrat (Figurenverzeichnis) beispielsweise eines OpenType Fonts, also alle Glyphen des Fonts, kann technisch betrachtet +/-65.000 Zeichen im Unicode-Zeichencodierungsstandard umfassen. Frühere Formate, wie beispielsweise PostSript® Type 1 Fonts für Apple® bzw. PFB-Fonts unter Windows®, verfügen dagegen nur über eine 8-Bit-Belegung mit max. 256 Glyphen.
Der Zeichenvorrat eines Fonts ist nicht standardisiert und in Form und Anzahl der Glyphen sehr unterschiedlich. Ein Font enthält jedenfalls alle Majuskeln, Minuskeln und Versalziffern eines Alphabets, komplexe Fremdsprachenerweiterungen, Sonderzeichen, OpenType-Automatiken und typografische Erweiterungen wie beispielsweise Kapitälchen, Mediävalziffern oder Ligaturen.3)
Schriftwahl
Beliebige Fonts, mit denen gedruckt werden soll, können im Rahmen der Schriftwahl nicht am Bildschirm beurteilt werden, da die Bildschirmdarstellung nicht exakt dem späteren Druckbild (z.B. im Offsetdruck), entspricht. Deshalb sollte für die Wahl einer Druckschrift im besten Falle ein gedrucktes Schriftmuster (Schriftmusterbuch, Katalog, Prospekt etc.) des Schriftenherstellers vorliegen. Eine Schriftprobe über eine PDF-Datei ist auch weniger aussagekräftig, da die Darstellungsqualität auf einem Bürodrucker nicht dem späteren Druckbild entspricht.
Bezugsquellen
Bezugsquellen für Schriften sind sogenannte Font Foundries (z.B. die Firma Linotype®), Schriftportale (z.B. Google® Fonts oder Typekit von Adobe®) sowie Schriftgestalter·innen, die diese in der Regel über das Internet als Download vertreiben.
Die Anbieter von Computerschriften führen heute in ihrem Sortiment oft tausende unterschiedliche Originale, Repliken, Remakes, Klone, Formvarianten4) und Mischformen von Schriften unzähliger bekannter Schriftgestalter (z.B. von Giambattista Bodoni), bis hin zu kompletten Schriftbibliotheken von nicht mehr existenten Schriftgießereien (z.B. der Hermann Berthold GmbH).
In der Regel werden digitale Schriften nach unterschiedlichen Kategorien (z.B. mit oder ohne Serifen), nach der Nutzungsart (z.B. für Bücher), nach Neuheiten, Bestsellern, Sonderangeboten oder nach Themen (z.B. Weihnachten), manchmal alphabetisch, selten jedoch nach typografischen Schriftklassifizierungsmodellen geordnet. Sie werden sowohl als Einzelschriften bzw. als einzelne Schriftschnitte, wie auch als komplette Schriftfamilien oder Schriftsippen angeboten.
Download
Grundsätzlich sollte bei jedem Download einer Schrift – vor allem bei kostenlosen Angeboten – auf die Seriosität des Anbieters geachtet werden, denn das Laden von Schriftarten aus dem Internet stellt ein gewisses Sicherheitsrisiko dar, weil dadurch Angriffe direkt auf das Betriebssystem eines Rechners möglich werden. Es können sich nicht nur Malware und Viren, sondern auch Tracking Codes in Schriftdateien verstecken, die u.a. mit Skript- bzw. Programmiersprachen ausgelesen werden können und somit gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verstoßen.
Insbesondere auf die Gefahren in Bezug auf den Datenschutz und das Tracking beim Fremdhosting von Webfonts (z.B. durch Google® Fonts) sei in diesem Zusammenhang hingewiesen!
Lizenz und Kosten
Digitale Schriften (Fonts) werden sowohl als kostenlose und nutzungsfreie wie auch als kosten- und lizenzpflichtige Schriften hauptsächlich im Internet angeboten. Die Höhe der Kosten, der Lieferumfang und die Lizenzbestimmungen differieren je nach Anbieter und/oder Land. Dabei gibt es Gratis-, Sonder-, Kombi- oder Pauschalangebote und die Abrechnung erfolgt nach Verwendungszweck (Druck) oder Pageviews (Web) und kann sich bis hin zu Abonnementmodellen erstrecken.
Die jeweiligen Kosten und Lizenzbedingungen für eine (Kauf)Schrift sind jedenfalls bei der Schriftwahl zu berücksichtigen.
Tatsächlich ist es so, dass der Markt für Computer Fonts gegenwärtig von wenigen, global agierende Handelsunternehmen, wie beispielsweise Google®, Adobe® oder Monotype® dominiert wird.
Dabei setzt Google® Fonts vor allem auf ein lizenzfreies Angebot für jedermann (mit den bekannten Nachteilen des Trackings vor allem bei Webfonts), Adobe® mit seinen Typekit Schriften auf ein teilweise lizenzgebundenes Angebot im Rahmen seines Abo-Modells Creative Cloud® und Monotype® auf ein Riesenangebot von kostenpflichtigen professionellen Werksatzschriften (dazu zählen zurzeit u.a. Bitstream, ITC, Linotype® Library oder die Internethandelsplattformen Fonts.com, Fontshop oder MyFonts).
Konvertierung
Die meisten Formate für digitale Schriften (Fonts) sind in der Regel untereinander inkompatibel. Es können jedoch nahezu alle Formate in ein anderes Font-Format konvertiert werden, so auch ältere Formate in neue Formate, beispielsweise eine ältere Mac PostScript® Type 1 in ein modernes OpenType-Format.5)
Zur Konvertierung einer digitalen Schrift in ein anderes Font-Format oder zu einem Webfont dienen meist eine Font Editor Software (z.B. Fontographer), eine reine Font Converter Software (z.B. TransType) oder aber auch teilweise kostenlose Webanwendungen, wo die Konvertierung direkt onnline im Browser durchgeführt werden kann.
Texte: Eigeninterpretationen des Autors, sowie auszugsweise aus typolexikon.de, Wikipedia und dem Schulbuch »Medien verstehen – gestalten – produzieren«, vereinfacht formuliert und für Berufsschüler·innen aufbereitet.
Grafiken: © Christian Jungmeier