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Typografie
Die Typografie (Typo- von lat. »týpos« zu dt. »Schlag, Abdruck, Figur, Typ« und -grafie von altgr. »graphia« zu dt. »schreiben, darstellen, beschreiben«) hat eine mehrfache Bedeutung: Im ursprünglichen Sinne – abgeleitet vom alten Buchdruck – bezieht sie sich auf die Gestaltung von Druckwerken mit beweglichen Lettern (Typen). In der heutigen modernen Medienlandschaft steht Typografie für die gedruckte Schrift im Gegensatz zur Kalligrafie (Handschrift), sowie für alle elektronischen Texte im Allgemeinen.
Im Unterschied zum Grafikdesign, das allgemeine Gestaltungsgrundsätze thematisiert, stehen bei der Typografie mehr der Umgang mit Schriften sowie die typografischen Konventionen im Mittelpunkt. Die Typografie des 20. Jahrhunderts wurde überwiegend von der traditionellen Buchtypografie und den Designkonzepten dieser Zeit (z.B. Bauhaus1)) geprägt. Der Einsatz von modernen serifenlosen Schriften (Groteskschriften), ein großzügiger Umgang bei der Mischung von Schriften, moderne Layouts sowie die Verwendung von Gestaltungsrastern sind heutzutage akzeptierte Werkzeuge bei der täglichen Arbeit von Grafiker·innen. Im Bereich der mikrotypografischen Gestaltung hingegen werden vor allem sehr stark Konventionen aus dem alten Buchsatz angewandt, deren Schwerpunkt auf dem Aspekt der Lesefreundlichkeit liegt. Auffällig dabei ist in Verbindung mit modernem Desktop Publishing die Detailfreudigkeit sowie der Einsatz vielfältiger typografischer Sonderzeichen, die durch neue Schriftformate (OpenType) und neue Standards bei den Zeichensätzen (Unicode) wesentlich gefördert wird.
Wozu dient die Typografie?
Mithilfe der Typografie wird der Inhalt, der Zweck und das Aussehen eines Werkes verdeutlicht. Bei der visuellen Kommunikation in Medien versucht man oft die Gestaltung mit dem Inhalt (Botschaft) in Einklang zu bringen, um die Aussage eines Textes visuell zu unterstützen. Eine gute Lesbarkeit sollte jedoch in der Regel an erster Stelle stehen.
Professionelle Gestalter·innen berücksichtigen bei der typografischen Gestaltung auch den zu erwartenden Anspruch der Zielgruppe an das Produkt, die besonderen Eigenschaften und Bedingungen des Mediums, die (Orthografie), sowie die unterschiedlichen Lesearten der Nutzer. Bei der Typografie eines Romantextes wird beispielsweise auf einen gleichmäßigen und störungsfreien Lesefluss geachtet. Zu betonende Sätze oder Wörter werden eher dezent ausgezeichnet, um sie nicht zu sehr hervorzuheben. Dazu werden Schriftschnitte derselben Schrift (z.B. kursiv oder Kapitälchen) wie der des »Grundtextes« in gleicher Strichstärke verwendet. In der Fachsprache wird das als »leise Schriftauszeichnung« bezeichnet. Das Lesen in Zeitungen oder Online-Portalen setzt dagegen eine Typografie voraus, wo die Inhalte bereits beim schnellen Hinschauen kategorisiert werden können, bevor die ausführlicheren Texte – meist in kleineren Schriftgraden – angeboten werden.
Entgegen der Kunst richtete sich die Typografie ab 1945 allerdings stark nach dem Empfänger der Botschaft (Leser), wodurch eine stärkere Zurückhaltung der Gestalter·innen bei ihrer Arbeit gefordert war. Nachkriegstypografen behaupteten, dass Typografie als Kunst »belanglos« sei. Vielmehr komme es auf die Zurückhaltung zugunsten der Lesbarkeit und der angestrebten Wirkung beim Leser an. Es gehe nicht um die Selbstverwirklichung des Gestalters! Diese Einstellung finden wir auch im Grafikdesign und im Design allgemein unter dem bekannten Ausdruck »form follows function« wieder.
Zusammenfassend sollten bei der typografischen Gestaltung eines Medienproduktes folgende Parameter im Blickpunkt der Gestalter·innen stehen:
TYPOGRAFIE ...
- ist Informationsträger und transportiert die Botschaft
- dient zur Leseanregung und Lesesteuerung
- ist Orientierungshilfe
- soll die Zielgruppe ansprechen
- ist auch Gestaltungsmittel
Die Typografie kommt neben der Gestaltung von Mengentexten in Romanen oder Sachbüchern (Werksatz) vor allem im sogenannten Akzidenzsatz zum Einsatz. Dazu zählen Geschäftsdrucksorten wie Briefpapiere, Visitenkarten, Formulare, etc., sämtliche Werbedrucksorten wie Flyer, Folder, Prospekte und Broschüren, Plakate, etc. oder auch Familiendrucksorten wie Einladungen, Gedenkkarten, etc.
Aus Sicht der Gestaltung wird die Typografie in die sogenannte Makro- und Mikrotypografie unterteilt. Die Aufgabe bzw. Herausforderung der Gestalter·innen besteht nun darin, alle Parameter dieser beiden Bereiche in geeigneter Weise zu kombinieren und sachrichtig auszuführen.
Makrotypografie
Unter Makrotypografie versteht man die Gestaltung einer Druckseite oder einer HTML-Seite eines Webauftritts. Ugs. wird oft auch »Layout« als Bezeichnung für die Makrotypografie verwendet.
Die einzelnen Elemente für den Seitenaufbau sollten sinnvoll und harmonisch aufeinander abgestimmt werden. Die Wahl des Schriftgrades und des Zeilendurchschusses sowie die sachrichtige Positionierung von Abbildungen, Grafiken und Tabellen ist dabei besonders wichtig. Die Aufteilung bzw. das Verhältnis von bedruckter zu unbedruckter Fläche (Weißraum) ist hier entscheidend: Eine Seite darf weder überladen noch kahl wirken! Hilfreich bei der Gestaltung ist dabei die sogenannte »Rastertypografie«, wo die makrotypografischen Elemente innerhalb eines vorgefertigten Gestaltungsrasters angeordnet werden.
Zur Makrotypografie zählt man unter anderem folgende Elemente:
- das Seitenformat
- den Satzspiegel
- die Zeilenbreite (Textspalten), den Zeilenabstand und/oder den Zeilendurchschuss und die Zeilenanzahl
- die Textgliederung
- die Vermeidung von unpassenden Absätzen
- einen korrekten Zeilenfall
- die Platzierung und Aufteilung von Bildern, Grafiken und Tabellen innerhalb des Textes
- das Mengenverhältnis von Texten zu Bildern/Grafiken
- die Schriftwahl
- den Schriftgrad (Schriftgröße) und die Schriftauszeichnungen
Mikrotypografie
Die Mikrotypografie oder auch »Detailtypografie« genannt, befasst sich ausschließlich mit der Schrift selbst. Sie besteht in der sachrichtigen Interpretation der Buchstaben, Ziffern und Zeichen und mit dem Umgang der Feinheiten des Schriftsatzes (Feinsatz2)).
Der bei Leser·innen bzw. Betrachter·innen hervorgerufene Gesamteindruck des Schriftsatzes wird durch eine gute Anwendung der mikrotypografischen Eigenschaften erreicht. Diesen subjektiven Gesamteindruck nennt man in der Fachsprache »Anmutung«. In Massenmedien wie z.B. Tageszeitungen wird eher darauf geachtet, eine hohe Leserlichkeit zu erzielen. Dies passiert durchaus auch auf Kosten einer nicht sachgerechten Gesamtgestaltung. Generell erhöhen insbesondere die mikrotypografischen Kenntnisse und Fähigkeiten der Gestalter·innen maßgeblich die Lesbarkeit und die Ästhetik eines Schriftsatzes, einer Publikation bzw. eines Mediums.
Zur Mikrotypografie zählt man unter anderem folgende Elemente:
- die Schriftart
- die Darstellung von Kapitälchen und Ligaturen
- die Schriftlaufweite (Buchstaben- und Zeichenabstände)
- die Wortabstände
- das Kerning (optischer Buchstabenausgleich)
- die korrekte Zeichensetzung (z.B. Telefonnummern)
- der korrekter Umbruch (z.B. Silbentrennung, Zusammengehörigkeit)
- die korrekte Anwendung von Satzzeichen
In der täglichen Arbeit gehen die Anforderungen hinsichtlich Makro- und Mikrotypografie Hand in Hand. Je mehr Wissen und Erfahrung die Gestalter·innen in diesen Bereichen haben, umso mehr verschmelzen die Arbeitsschritte beider Segmente ineinander und führen so zu einem optisch ansprechenden Gesamtergebnis in der Seitengestaltung.
TYPEN: Bewegliche Lettern (von fr. »lettre«, von lat. »littera«, zu dt. »Buchstabe«) oder Drucktypen bzw. Typen sind Bestandteile eines Schriftsatzes aus Blei (früher aus Holz). Der Schriftkörper trägt am Kopf das erhabene, spiegelverkehrte Bild eines Schriftzeichens. Die aus mehreren Lettern zusammengestellte Druckzeile wird im Hochdruck, mit Tiegeldruckpressen oder Zylinderdruckpressen auf Papier übertragen.
GROTESK: Die Grotesk, eine »Serifenlose Linear-Antiqua« (frz. »sans serif« zu dt. »ohne Serife, serifenlos«), ist eine aus der Antiqua abgeleitete Schriftart, die sich dadurch auszeichnet, dass sie keine Serifen besitzt. Außerdem ist bei Groteskschriften die Strichstärke der Buchstaben (nahezu) gleichmäßig, ein Strichkontrast ist also nicht oder nur sehr gering vorhanden. Die Bezeichnung bezieht sich auch darauf, dass die ersten Schriften dieses Typs als Groteske, also als sonderbar, aber durchaus reizvoll angesehen wurden, weil die Nichtvariation der Strichstärke und das Weglassen der Serifen allen damaligen Lesegewohnheiten widersprach.
UNICODE: Der Unicode-Standard legt fest, wie eine Schrift elektronisch gespeichert wird. Der durch den Standard festgelegte Zeichensatz enthält 145.000 Zeichen. Das Unicode-Konsortium hat dazu 159 moderne und alte Schriften berücksichtigt, wie auch Symbole, Emojis und nicht druckbare Steuerzeichen. Unicode muss auch tatsächlich in Nullen und Einsen übersetzt werden. Eine solche Umwandlung wird als Unicode Transformation Format (UTF) bezeichnet. Durchgesetzt hat sich dabei UTF-8. In einigen Fällen ist auch noch UTF-16 anzutreffen.
ORTHOGRAFIE: Die Orthografie (von altgr. »orthós« zu dt. »aufrecht, richtig«) oder Rechtschreibung ist die allgemein übliche Schreibweise der Wörter einer Sprache in der verwendeten Schrift. Eine davon abweichende Schreibung wird allgemein als Rechtschreibfehler bezeichnet.
WEISSRAUM: Als typografischen Weißraum bezeichnet man den unbedruckten Teil einer Druckseite oder einer digitalen Seite eines Webauftritts. Die richtige Aufteilung von bedruckter Fläche zu Weißraum stellt eine gestalterische Herausforderung an die Designer·innen dar. Er verbessert jedoch die Lesbarkeit, benötigt weniger Konzentration für das Lesen und hilft dem Leser den Überblick zu behalten und wichtige Inhalte schneller zu erfassen.
Texte: Eigeninterpretationen des Autors, sowie auszugsweise aus typolexikon.de, Wikipedia und dem Schulbuch »Medien verstehen – gestalten – produzieren«, vereinfacht formuliert und für Berufsschüler·innen aufbereitet.